17
November
2020
|
12:21
Europe/Amsterdam

Neue MAN Truck Generation geht bei der Feuerwehr in Einsatz

Zusammenfassung

Besondere Branchenkompetenz beweist MAN Truck & Bus bei den Fahrgestellen für die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. Die neue MAN Truck Generation unterstützt den anspruchsvollen Einsatz der Retter.

  • Sicherer und komfortabler Einstieg
  • Neues Fahrerhausdesign außen und innen
  • Neu 320 PS für den TGM ab 13-Tonnen

MAN hat im Frühjahr 2020 seine neue Truck Generation vorgestellt. Bei der Entwicklung seiner neuen Lastwagen hat MAN konsequent den Fahrer und seine Transportaufgabe in den Mittelpunkt gestellt. Zum Beginn lag der Schwerpunkt auf MAN TGX und dem Fernverkehr. Bis Mitte 2021 stellt MAN das gesamte Produktportfolio auf die neuen Baureihen um, um optimal jede Transportaufgabe und Branchenanwendung zu erfüllen. Im Herbst 2020 präsentierte der erste Aufbauhersteller Feuerwehrfahrzeuge auf den neuen Baureihen MAN TGL und MAN TGM.

Unverändert bleibt die bekannte Gliederung in vier Baureihen: Der neue MAN TGL deckt den Tonnagebereich von 7,5 bis 12 Tonnen ab. Ausschließlich in 4x2-Versionen erhältlich, eignet er sich bei der Feuerwehr als Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-W, TSF-L), Mittleres Löschfahrzeug (MLF), Löschgruppenfahrzeug (LF 10, HLF 10) und Gerätewagen aller Arten. Daran knüpft direkt der neue MAN TGM an von 12 bis 18 Tonnen als Zweiachser und als 26-Tonner mit drei Achsen. Der TGM kommt als Zweiachser mit Straßen- und Allradantrieb bei den Feuerwehren fast weltweit auf die größte Verbreitung in Anzahl und Varianten. Löschgruppenfahrzeuge (LF 10 / LF 20, HLF 10 / HLF 20, LF-KatS), Tanklöschfahrzeuge (TLF 2000 bis TLF 4000), Hubrettungsfahrzeuge (Drehleitern und Teleskopmaste), Gerätewagen aller Art (wie GW-L 2) und Rüstwagen sind die gängigsten Vertreter der genormten Feuerwehrfahrzeugtypen in Deutschland. Beim neuen MAN TGS von 18 bis 41 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht liegt wie bisher der Fokus auf schwere Anwendungen, wie Tanklöschfahrzeuge (TLF 4000) und Sonderlöschfahrzeugen, Teleskopmaste hoher Reichweite oder Wechselladerfahrzeugen. Diese Baureihe weist die größte Variantenvielfalt von zwei bis fünf Achsen auf. Ergänzend zum Straßen- und Allradantrieb führt MAN HydroDrive im Angebot. Der hydraulische Antrieb in der Vorderachse ist erste Wahl, wenn das Fahrzeug überwiegend auf befestigter Straße bewegt wird und zusätzliche Traktion nur selten benötigt wird. Viele Feuerwehren setzen bei Wechselladerfahrzeugen auf dieses bewährte System.

Das Fahrerhaus – der Maschinist im Fokus

Einmal Löwe, immer Löwe. Den neuen MAN erkennt man gleich auf den ersten Blick. Sein unverwechselbares, behutsam weiterentwickeltes Design geht über alle Baureihen hinweg. Neu klingen die Bezeichnungen für die Fahrerhäuser. Das Kompaktfahrerhaus der Baureihen TGL und TGM heisst nun CC, die längere Ausführung mit viel Stauraum hinter den Sitzen TN. Die viertürige Doppelkabine DN bietet weiterhin einer Staffel aus sechs Einsatzkräften Platz. Die Baureihe MAN TGS startet mit NN, dem Nahverkehrsfahrerhaus. Auch hier heisst die längere Ausführung mit niedrigem Dach TN. Passend zum Verwendungszweck ist der Innenraum im schmutzunempfindlichen Farbton Moon Grey ausgeführt.

Bessere Sicht bedeutet mehr Sicherheit. Eine breitere Lichtverteilung und größere Reichweite bieten die LED-Scheinwerfer, die anstelle von H7 geordert werden können. Der Fernlichtassistent verhindert durch rechtzeitiges automatisches Abblenden, dass entgegenkommende oder vorausfahrende Fahrer geblendet werden. Optisch betont die geschwungene LED-Lichtleiste für Tagfahrlicht das Erscheinungsbild der Frontscheinwerfer und damit die neue MAN Truck Generation.

Einsatzkräfte steigen oft ein und aus und das unter Zeitdruck. Daher ist ein sicherer und komfortabler Einstieg besonders wichtig. Die Türen öffnen mit 89 Grad rechtwinklig. Breite treppenartig angeordnete Stufen mit rutschsicherer Oberfläche sowie lange Haltegriffe ermöglichen einen ergonomisch geraden Ein- und Ausstieg. In der Parkposition klappt das Lenkrad waagrecht nach vorne weg und gibt den Platz vor dem Fahrersitz frei. Das erleichtert sehr den Einstieg, vor allem bei ständig wechselnden Maschinisten. Mit einem Knopfdruck lässt sich das Lenkrad in eine zum Fahren passende Position schwenken. Die neu entwickelte Sitzgeneration weist einen großen Einstellbereich auf: in der Höhe 12 Zentimeter, in der Länge 23 cm, das sind fünf Zentimeter mehr als zuvor. Im Lieferprogramm ist ein Mittelsitz enthalten, der in den Fahrerhäusern CC und NN für die, von der Feuerwehrfahrzeugnorm vorgeschriebene Truppbesatzung aus drei Einsatzkräften benötigt wird.

Komplett überarbeitet hat MAN das Bedienkonzept bei der neuen Truck Generation. Ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen, bedient der Fahrer die Getriebesteuerung, Dauerbremse und die Fahrprogrammauswahl in einem Lenkstockhebel. Ein Tasterfeld ersetzt den Drehschalter für das Allrad- und Sperrenmanagement. Rechts oberhalb vom Lenkrad befindet sich der große Schalter für die optional erhältliche elektrische Feststellbremse. Diese Parkbremse aktiviert sich automatisch beim Abstellen des Fahrzeuges und löst sich beim Anfahren.

Die klare Gliederung des Cockpits in eine Bedien- und eine Ableseebene unterstützt die Konzentration des Maschinisten auf das Verkehrsgeschehen um ihn herum, insbesondere bei der Einsatzfahrt. Griffgünstig sind Lenkrad, Bedienelemente und Taster angeordnet. Weiter entfernt liegen die Anzeigen und Displays. Das erleichtert die Anpassung der Augen beim Wechsel von der Fernsicht auf den Straßenverkehr zur Ableseebene mit den Instrumenten.

Als Kombiinstrument gibt es die Version Basic in klassischem Design mit zwei großen analogen Rundinstrumenten für Geschwindigkeit und Drehzahl mit einem dazwischen liegenden 5‘‘-Farbdisplay. Die Professional-Ausführung hat mittig ein 12,3‘‘ großes Farbdisplay, das eine Vielfalt an Informationen vermittelt zum Fahrzeugzustand, Infotainment, Navigation und der Assistenzsysteme. Links und rechts davon zeigt eine digitale halbkreisförmige Skalierung Geschwindigkeit und Drehzahl an.

Noch mehr Informationen vermittelt ein Display weiter rechts im leicht zum Fahrer angewinkelten Cockpit. Dort hat das neue MAN Mediasystem seinen Platz. Die Displays sind je nach Wahl 7‘‘ oder 12,3‘‘ groß. Die Bedienung des Infotainment erfolgt intuitiv über einen Micro-Dreh-Drücksteller.

In den Baureihen MAN TGS und MAN TGX trägt ein Airbag mit Multifunktionslenkrad in Kombination mit einem Sicherheitsgurtstraffer zur Sicherheit des Fahrers bei.

Die neue MAN Truck Generation bietet dem Maschinisten mit Easy Control ein praktisches und hilfreiches Feature: ein Bedienfeld mit vier Tasten auf der Türinnenseite. Es lässt sich bei geöffneter Fahrertüre bequem erreichen. Lästiges in die Kabine klettern oder sich vom Einstieg aus mühsam nach dem Schalter strecken, entfällt. Zwei der Tasten kann die MAN Fachwerkstatt aus einer Auswahl an Funktionen belegen. Dazu gehören Aktivierung Nebenabtrieb, Rundumkennleuchten, Ladeflächenbeleuchtung, Arbeitsscheinwerfer oder Freigabe der Ladebordwand. Die dritte Taste ist werksseitig bereits mit Motor ein/aus oder wahlweise mit dem Schließen von Fenster und Schiebdach belegt. Die vierte Taste ist immer für den Warnblinker reserviert.

Branchengerechte Anpassungen von MAN Individual

Damit in der Kombination aus MAN Fahrgestell mit Kabine und dem Aufbau von den darauf spezialisierten Herstellern ein Einsatzfahrzeug entsteht, nimmt MAN Individual bei Bedarf Anpassungen am Fahrerhaus, Fahrgestell, Antriebsstrang und Fahrzeugelektronik vor. Das hat den Vorteil, dass der Kunde bei MAN nur einen Ansprechpartner für das branchengerecht vorbereitete Fahrzeug hat und eine von MAN zertifizierte Arbeit mit voller Gewährleistung erhält. Die Verlängerung des Fahrerhauses CC um 285 Millimeter vergrößert das Platzangebot hinter den Sitzen, beispielsweise zum Einbau von Sitzen mit integriertem Atemschutzgerät. Die Montage eines Flachdaches steht oft bei Hubrettungsfahrzeugen an, um den Leitersatz oder Teleskopmast über der Kabine abzulegen und die Vorgaben der Norm zur Fahrzeughöhe einzuhalten. Viele Aufbauhersteller docken ihren Mannschaftsraum am CC-Fahrerhaus an. MAN bietet eine großflächige Kommunikationsöffnung. Der nach der Crashsicherheitsnorm ECE R29-3 geprüfte Ausschnitt aus der Fahrerhausrückwand ist 1753 mm breit und 750 mm hoch. Das erleichtert sehr den Kontakt zwischen dem Fahrzeugführer vorne und der hinten sitzenden Mannschaft.

Neu: 320 PS-Motor für MAN TGM ab 13-Tonnen

Die MAN-Motorenbaureihe D08 treibt den TGL und TGM an. Der Vierzylinder mit 4,6 Liter Hubraum leistet in der aktuellen Euro 6-Ausführung 160 PS, 190 PS oder 220 PS und kommt ausschließlich im MAN TGL zum Einbau. Der Sechszylinder mit 6,9 Liter Hubraum stellt in der kleinsten Variante mit 250 PS die Topmotorisierung der TGL-Baureihe dar und zugleich die Einstiegsleistung für den MAN TGM. Die weiteren Leistungsstufen lauten 290 PS und 320 PS. Neu – aber ausschließlich für Einsatzfahrzeuge – ist, dass die Topmotorisierung nicht mehr nur dem 18-Tonner aus der TGM-Baureihe vorbehalten ist. Nun können auch Löschgruppenfahrzeuge, Geräte- und Rüstwagen sowie Drehleitern der Massenklassen M II (bis 14 Tonnen Gesamtmasse) und M III (14 – 16 Tonnen Gesamtmasse) mit Allradantrieb über den 320 PS starken Motor in Behördenausführung verfügen. Bei diesem im TGM ab 13 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht eingesetzten Motor ist die gesetzlich vorgeschriebene Reduzierung des Drehmoment bei einer Fehlfunkton im Abgasreinigungssystem – wie dem Mangel an AdBlue – deaktiviert, um den Einsatzablauf nicht zu gefährden.

Den MAN TGS treiben zwei Motorenbaureihen an, je nach Leistungsbereich. Der 2019 vorgestellte, neu entwickelte D15-Sechszylinder-Motor mit 9,0 Litern Hubraum deckt das Leistungsspektrum von 330 PS über 360 PS bis 400 PS ab. Der ebenfalls 2019 vollständig überarbeitete, 12,4 Liter große Sechszylinder mit der Bezeichnung D26 bietet die Leistungsklassen 430 PS, 470 PS und 510 PS.

Die Abgasnachbehandlung benötigt in allen Motorenbaureihen der neuen MAN Truck Generation durch die SCR-Technologie sowohl in der Euro 5- als auch in der Euro 6-Ausführung den Zusatzbetriebsstoff AdBlue.

Die zweite Komponente eines wirkungsvollen Antriebsstrangs ist das Getriebe. Mit der MAN TipMatic steht für alle Motoren ein automatisiertes Schaltgetriebe zur Verfügung: für die Vierzylinder im TGL gibt es 6-Gang-Varianten, für die Sechszylinder im TGM und TGS sind es 12-Gang-Getriebe. Der Drehschalter für die Programmwahl befindet sich nicht mehr in der Armaturentafel. Die Bedienung erfolgt nun griffgünstig am rechten Lenkstockhebel. Für fast alle Ausführungen bietet MAN wie bisher das Fahrprogramm „Emergency“ an, das der Maschinist bei Alarmfahrten aktiviert. Die automatische Gangwahl setzt auf verkürzte Schaltzeiten, höhere Schaltdrehzahl und eine spezielle Rückschaltlogik beim Abbremsen, um zügig und kraftvoll nach dem Abbiegen oder dem Queren einer Kreuzung zu beschleunigen. Weitere Programme, die der Fahrer ganz bequem nach Bedarf mit einem Drehrad am TipMatic-Leckstockschalter wählen kann, können bei Einsatzfahrzeugen je nach Baureihe Offroad, Low Range und Manoueuvre sein. Offroad ist speziell für das Fahren abseits befestigter Straßen ausgelegt. Es sorgt leistungsorientiert und drehzahlbetont für ordentliche Durchzugskraft und hohe Motorbremswirkung. Eine Schippe darauf legt Low Range in der Baureihe MAN TGS, das bei Fahrzeugen mit schaltbarem Verteilergetriebe und Geländeuntersetzung aktiviert wird. Bei Manoueuvre kann der Fahrer langsam und punktgenau rangieren.

VAS und BirdView für mehr Sicherheit

Feuerwehrfahrzeuge bewegen sich im Stadtverkehr und in engen verparkten Straßen, müssen rangieren sowie rückwärts fahren an der Einsatzstelle und auf der Feuerwache. Dabei kann es immer wieder zu kritischen Situationen beim Abbiegen kommen, weil sich Fußgänger, Einsatzkräfte, Radfahrer, Autos oder Hindernisse im toten Winkel befinden. Mit dem MAN Video-Abbiege-System (VAS) erhält der Maschinist einen Blick in diesen Bereich. Eine an der Beifahrerseite der Kabine angebrachte 150°-Weitwinkelkamera liefert ihr Bild auf einen 7‘‘-Monitor an der A-Säule. So hat der Fahrer beim Blick in die rechten Seiten- und Rampenspiegel zugleich auch den Bildschirm im Blick. Das System aktiviert sich automatisch beim Blinken oder manuell über einen Schalter.

Oft geht es eng her auf der Einsatzfahrt mit Sondersignal durch verparkte Straßen, an der Einsatzstelle oder auf der Feuerwache, und Übersicht ist gefragt. Das MAN BirdView-360°-Kamerasystem bietet dem Maschinisten einen Überblick, was rund um das Fahrzeug los ist, wo Hindernisse liegen und wo sich Menschen bewegen. Beim Setzen des Blinkers, beim Einlegen des Rückwärtsgangs oder bei geringer Geschwindigkeit bis 40 km/h ist BirdView aktiv. MAN Individual befestigt vier 180°-HD-Weitwinkelkameras vorne am Fahrerhaus und ringsherum am Aufbau. Der Blick aus der Vogelperspektive erscheint auf einem 7‘‘-Monitor. Das MAN Video-Abbiege-System und MAN BirdView können entweder direkt bestellt werden oder lassen sich nachträglich über den MAN AfterSales nachrüsten.

Optimierte Zusammenarbeit mit den Aufbauherstellern

Elektrische und elektronische Schnittstellen für den Datenaustausch mit dem Aufbau gibt es neben der von früheren Baureihen übernommenen Position hinter der Frontklappe neu auch hinter dem Fahrerhaus. Ein arbeits- und zeitaufwändiges Verlegen von Kabeln quer durch das Fahrerhaus von vorne nach hinten entfällt weitgehend. Das ist einer der Vorteile aus der komplett neu von MAN entwickelten Elektronikarchitektur, dessen „zentrales Nervensystem“ von nur noch einem zentralen Bordrechner gesteuert wird. Der Maschinist bemerkt diese enge Abstimmung von MAN mit den Aufbauherstellern an der Konzentration der Aufbaufunktionen auf einem eigenen Schalterfeld in der Instrumententafel.