19
Oktober
2020
|
16:41
Europe/Amsterdam

Gemeinsamer Wasserstoff-Campus: MAN holt Nürnberger Hochschulen aufs Werksgelände

Zusammenfassung
  • Zusammenarbeit bei Forschung, Entwicklung sowie Aus- und Weiterbildung
  • Grundstein für erfolgreiche Transformation des heutigen Dieselmotoren-Standorts Nürnberg

MAN Truck & Bus, die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und die Technische Hochschule Nürnberg (THN) haben eine Kooperationsvereinbarung zur Forschung und Entwicklung von wasserstoffbasierten Fahrzeugantrieben geschlossen. Das Besondere: Erstmals werden Hochschul-Wissenschaftler und Studierende gemeinsam mit den Entwicklern eines Fahrzeugherstellers direkt auf dessen Werksgelände ein gemeinsames Labor sowie Prüfstände zur Erforschung der Wasserstofftechnologie betreiben. Mit dem Wasserstoff-Campus legt das heutige MAN-Dieselmotorenwerk den Grundstein für seine erfolgreiche Transformation hin zu alternativen Antrieben.

Die Vorteile des Konzepts für alle Partner liegen auf der Hand: Die gemeinsame Arbeit von Forschern und Ingenieuren direkt im MAN-Werk ermöglicht eine unmittelbare Zusammenarbeit im Projektteam. Außerdem begünstigt die gemeinsame Arbeit auf dem Wasserstoff-Campus und die bereits dort vorhandene Infrastruktur eine praxisbezogene und anwendungsnahe Forschung und Entwicklung. Der gegenseitige Know-How-Austausch soll die Forschung an Wasserstoffantrieben spürbar beschleunigen.

Die jeweiligen Kompetenzen der Partner spielen dabei ideal zusammen: Die FAU wird den Schwerpunkt auf die Grundlagenforschung setzen, die THN ihre Stärken im Gebiet der anwendungsnahen Forschung einbringen und der Nutzfahrzeughersteller MAN für die Umsetzung der Forschungsergebnisse bei Wasserstoff-Brennstoffzellen und -Verbrennungsmotoren in Lkw und Bussen sorgen. Das gemeinsame Ziel: Die Metropolregion Nürnberg soll im Rahmen der von der bayerischen Staatsregierung formulierten Wasserstoffstrategie Wasserstoff.Bayern (H2.B) zu einem europäischen Kompetenzzentrum für Wasserstoffantriebe werden. Neben FAU und TH sind hier das Helmholtz Institut für Erneuerbare Energie (HI-ERN), der Energie Campus Nürnberg (EnCN), der Nuremberg Campus of Technology oder die beiden Fraunhofer Institute IIS und IISB wichtige institutionelle Forschungspartner in der Region.

Die Arbeit auf dem Wasserstoff-Campus wird die gesamte Wertschöpfungskette der Antriebsform abdecken: von der umweltfreundlichen Erzeugung des Wasserstoffs über die Distribution und Infrastruktur, der Energiewandlung zurück zu Strom bis hin zur Anwendung der Technik beim Kunden im Fahrzeug.

Ein weiteres wichtiges Ziel der Kooperationsvereinbarung ist die Zusammenarbeit bei Lehre und Ausbildung. Für MAN ein doppelter Vorteil: Zum einen hat der Nutzfahrzeughersteller dank des Wasserstoff-Campus die Chance, frühzeitig Potenzialkandidaten der FAU und TH zu erkennen und von MAN als innovativem Arbeitgeber zu überzeugen. Zum anderen ist der tiefgreifende Strukturwandel der Nutzfahrzeugbranche mit einem massiven Fort- und Weiterbildungsbedarf verbunden: So kann MAN auf die Stärken der FAU und TH bei Forschung und Lehre setzen, wenn es beispielsweise um die Weiterbildung eines Dieselmotor-Entwicklers zum Brennstoffzellen-Experten geht. Im Gegenzug profitieren Forscher und Studierende von der langjährigen Erfahrung von MAN bei Wasserstoffantrieben und von der Infrastruktur, zum Beispiel den Prüfständen.

Dr. Frederik Zohm, Vorstand Forschung & Entwicklung der MAN Truck & Bus SE, sagt: „Wir stehen als Nutzfahrzeughersteller vor dem größten Wandel unserer Branche seit der Erfindung des Dieselmotors. MAN stellte Rudolf Diesel damals das nötige Kapital und die Ausstattung zur Entwicklung seines Motors zur Verfügung. Heute geht es um die erfolgreiche Industrialisierung von alternativen Antrieben wie dem batterie-elektrischen-Antrieb, der Brennstoffzelle oder dem Wasserstoffverbrennungsmotor. Auch jetzt bringen wir uns bei der Grundlagenentwicklung neuer Antriebsformen ein. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit der FAU und der THN bei der Entwicklung von Wasserstoffantrieben.“

Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), erklärt: „Unsere Gesellschaft braucht neue, nachhaltige Formen der Mobilität – nur wenn Wissenschaft und Industrie eng zusammenarbeiten, kann eine solche Verkehrswende gelingen. An der FAU haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den vergangenen Jahren die Forschung auf dem Gebiet innovativer Wasserstofftechnologien entscheidend mitgeprägt. Die Kooperation zwischen MAN, FAU und TH bringt nun drei wichtige Partner zusammen – und letztendlich die gesamte Region voran.“

Prof. Dr. Niels Oberbeck, Präsident der TH Nürnberg, sagt: „Die Zusammenarbeit von MAN, FAU und TH Nürnberg ist der Idealtyp einer Kooperation entlang der gesamten Innovationskette, von der Grundlagenforschung über die anwendungsorientierte Forschung bis zum Transfer in die Praxis. Mit diesem Modell werden wir einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der bayerischen Wasserstoffstrategie und zum Gelingen des Technologiewandels in der Antriebstechnik leisten und so gemeinsam einen gesellschaftlichen Mehrwert erzeugen. Das Joint Lab hat das Potential, ein weit sichtbares Signal in der bayerischen Forschungslandschaft zu setzen. Zudem freuen wir uns, dass wir diesen Innovationsprozess auch in Lehre und Weiterbildung intensiv begleiten können.“