30
März
2021
|
08:00
Europe/Amsterdam

Vorstand und Arbeitnehmervertreter einigen sich auf konkrete Maßnahmen zur Neuausrichtung von MAN Truck & Bus

Zusammenfassung
  • Maßnahmenpaket zur Ergebnisverbesserung in Höhe von bis zu 1,7 Mrd. Euro beschlossen
  • Neuaufstellung des Produktions- und Entwicklungsnetzwerks mit starkem Fokus auf Zukunftstechnologien
  • Verschlankung von Verwaltung und Support-Funktionen
  • Sozialverträglicher Abbau von rund 3.500 Stellen in Deutschland über alle Beschäftigungsgruppen
  • Verhandlungen von Unternehmensführung und Arbeitnehmerseite mit WSA Beteiligungs GmbH über Übernahme des Standorts Steyr

Der Vorstand der MAN Truck & Bus SE hat sich mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall auf den Abschluss eines Interessensausgleichs, eines Sozialplans und eines „Tarifvertrags Zukunft“ für die deutschen Standorte der MAN Truck & Bus SE geeinigt. Damit ist der Weg frei für eine umfassende und konsequente Neuausrichtung von MAN. Der Nutzfahrzeughersteller hatte angekündigt, sich im Rahmen der Transformation der Branche grundlegend neu aufzustellen, um die anstehenden Herausforderungen durch die Kernherausforderungen CO2-freies Fahren, Digitalisierung und Automatisierung erfolgreich meistern zu können. MAN will sich bis zum Jahr 2030 vom Nutzfahrzeughersteller hin zu einem führenden Anbieter intelligenter und nachhaltiger Transportlösungen entwickeln.

Dafür ist die nun erreichte Einigung zur Restrukturierung des Unternehmens ein Meilenstein. Nach langen Verhandlungen zeigt sich der Vorsitzende des Vorstands der MAN Truck & Bus SE, Andreas Tostmann, zufrieden mit dem erreichten Kompromiss: „Wir konnten mit der Arbeitnehmerseite Maßnahmen vereinbaren, die zu einer Ergebnisverbesserung von insgesamt bis zu 1,7 Mrd Euro beitragen. Jetzt werden wir einen Gang hochschalten und in den kommenden Jahren durch gezielte Investitionen die richtigen Antworten auf die drei Mega-Trends Digitalisierung, CO2-freies und autonomes Fahren geben. Wir werden MAN grundlegend neu ausrichten und gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft führen! Dass MAN Wandel kann, haben wir in unserer mehr als 260-jährigen Unternehmensgeschichte mehrfach bewiesen. Heute stehen wir am Anfang eines neuen Kapitels, einer neuen MAN.“

Neuaufstellung des Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks

Einen wichtigen Beitrag zur Kosteneffizienz leistet die Neuaufstellung des Produktions- und Entwicklungsnetzwerks mit starkem Fokus auf Zukunftstechnologien. Die Einigung orientiert sich im Wesentlichen an den Vereinbarungen des im Januar geschlossenen Eckpunktepapiers.

München bleibt die weltweite Unternehmenszentrale von MAN Truck & Bus. Zudem ist München weiterhin das Hauptproduktionswerk für Lkw mit Fahrerhausausstattung und Montage sowie das Zentrum der MAN-Entwicklung. Hier ist das MAN-Kompetenzzentrum für die Gesamtfahrzeugentwicklung Truck, für Software und Elektrik/Elektronik sowie für die Elektromobilität. München übernimmt ausgewählte Produktions- und Entwicklungsumfänge vom Standort Steyr. Um Kapazitäten für die Produktion von Lkw mit alternativen Antrieben zu schaffen, sollen Teilvolumen der Lkw-Fertigung und der Fahrerhausausstattung an den MAN-Standort Krakau verlagert werden. Die operative Entwicklung und das Testing des Busbereichs finden zukünftig produktionsnah am MAN-Standort Ankara statt. Ende 2022 werden rd. 7.500 unbefristete Stammmitarbeiter* am Standort beschäftigt sein.

Nürnberg wird das MAN-Kompetenzzentrum für die Entwicklung und die Produktion neuer Antriebstechnologien (z.B. E-Mobilität, Wasserstoffantrieb). Nürnberg ist zudem das Leitwerk für die Produktion konventioneller und alternativer Antriebe. Der Standort übernimmt ausgewählte Entwicklungsumfänge aus Steyr. Um sich in Zukunft verstärkt den neuen Antriebstechnologien widmen zu können, werden Entwicklungskapazitäten für Dieselmotoren zurückgefahren und Teilefertigung ohne Kernkompetenz ausgegliedert. Ende 2022 werden in Nürnberg rd. 3.100 unbefristete Stammmitarbeiter* am Standort beschäftigt sein.

Salzgitter bleibt der Montagestandort für nichtangetriebene Achsen der TRATON GROUP in Europa. Zudem ist es der MAN-Standort für die globalen Logistikaktivitäten. Salzgitter übernimmt ausgewählte Umfänge der Ersatzteillogistik aus Steyr. Im Gegenzug übergibt Salzgitter Umfänge der Rohrfertigung und der Teilefertigung der Vorderachse an den MAN-Standort Bánovce. Ende 2022 werden 1.900 unbefristete Stammmitarbeiter* am Standort beschäftigt sein.

Wittlich wird verkleinert, bleibt aber für die Modifikation von Lkw erhalten. Ende 2022 werden 60 unbefristete Stammmitarbeiter* am Standort beschäftigt sein.

Steyr steht als MAN-Standort nach wie vor zur Disposition – das Managementkonzept sieht die Schließung des Standorts vor. Auf Bitten des Gesamtbetriebsrates, der IG Metall, des Betriebsrates und der Gewerkschaften vor Ort wurden Gespräche für die Weiterführung des Standortes – außerhalb des MAN-Verbundes – aufgenommen. In den letzten Monaten wurde, unter Beteiligung aller Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften, in sehr konstruktiven und intensiven Verhandlungen mit der WSA Beteiligungs GmbH die Weiterführung des Standortes besprochen und dies auch in einer Betriebsversammlung der Belegschaft in Steyr vorgestellt.

Neben der Neuaufstellung von Entwicklung und Produktion haben sich die Tarifparteien auf die Verschlankung von Verwaltung und Support-Funktionen geeinigt.

Sozialplan und Tarifvertrag Zukunft

Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite haben sich auf den Abbau von rund 3.500 Stellen in Deutschland geeinigt. In dieser Zahl sind neben der Stammbelegschaft auch Leiharbeitnehmer und Mitarbeiter mit befristeten Beschäftigungsverhältnissen berücksichtigt. In einem verhandelten Sozialplan wird der sozialverträgliche Stellenabbau durch die verstärkte Nutzung von Altersteilzeitregelungen, das Auslaufen befristeter Beschäftigungsverhältnisse, den Abbau von Leiharbeitnehmern sowie durch freiwillige Abfindungsangebote erzielt. Zudem bietet das Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wechselmöglichkeiten innerhalb des Volkswagen Konzerns an.

Alle Personalinstrumente unterliegen der doppelten Freiwilligkeit. In einem „Tarifvertrag Zukunft“ wurde festgelegt, dass betriebsbedingte Kündigungen an den deutschen Standorten der MAN Truck & Bus SE bis zum 31.12.2026 nur mit Zustimmung der IG Metall möglich sind. Sollte keine der Seiten widersprechen, verlängert sich die Vereinbarung automatisch um weitere fünf Jahre bis zum 31.12.2031. Die durch die Unternehmensseite gekündigten tariflichen und betrieblichen Regelungen werden wertgleich oder inhaltsgleich neu vereinbart.

„Die getroffenen Vereinbarungen bilden für MAN die Grundlage, gemeinsam die Herausforderungen der Transformation zu meistern, die auf allen Ebenen unser Geschäftsfeld und unsere Zusammenarbeit verändert. MAN erhält nun die nötigen Handlungsspielräume für diese Herausforderungen. Dabei sind alle Personalmaßnahmen sozialverträglich und ermöglichen den Beschäftigten auf freiwilliger Basis neue Perspektiven. Damit zeigt sich, dass MAN ein verantwortungsbewusster Arbeitgeber ist“, sagt Dr. Martin Rabe, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der MAN Truck & Bus SE.

 

* zuzüglich Praktikanten, Diplomanten, Werkstudenten, Leiharbeitnehmer, Befristete, etc.